Meldung Nr. 349 APA II vom 2003-04-09 12:58:28
APA349 5 II 0427 XI Siehe APA164/09.04 09.Apr 03 Schulen/Lehrer/Gewerkschaften/Protest/Wien/Vorarlberg/Steiermark
AHS-Protest: Bundesweit Lehrerversammlungen und kleinere Demos
Utl.: Kundgebungen in Wien und Feldkirch
Wien/Graz/Bregenz (APA) - Bundesweit protestierten am Mittwoch Lehrer an Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) mit einem Aktionstag gegen die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) geplante Kürzung von Schulstunden. Praktisch flächendeckend wurden an den AHS-Standorten Dienststellenversammlungen abgehalten, was den meisten Schülern einen freien Tag bescherte. In einzelnen Städten kam es auch zu Demonstrationen. In Wien etwa demonstrierten nach Polizeiangaben rund 400 Lehrer und Schüler vor dem Bildungsministerium "gegen ein Kaputtsparen der Bildung".
Die Demonstration in Wien wurde vom "Aktionskomitee Henriettenplatz" organisiert, einer Lehrervereinigung, die der Gewerkschaft öffentlicher Dienst kritisch gegenüber steht. Dieser Haltung entsprechend wurde bei der Kundgebung nicht nur Kritik an Gehrer laut, sondern auch an der Gewerkschaft: "Wieso ist die Gewerkschaft nicht in der Lage, eine Kundgebung und einen Streik zu organisieren", tönte es aus einem Megafon. Schüler stellten vor dem Bildungsministerium einen Sarg und Holzkreuze für verschiedene Unterrichtsfächer - darunter auch ein Kreuz für Chemie, das nicht gekürzt wird - ab. Auf Transparenten war u.a. zu lesen "Gehrer Liese
- Bildungskrise", "Unsere Schule stirbt, die Gewerkschaft schläft" oder "Danke Liesl Gehrer - Die Nachhilfelehrer".
Auch in Vorarlberg machten die Lehrer neben den Dienststellenversammlungen mit einer Demonstration in der Feldkircher Innenstadt ihrem Unmut Luft. Einem von der Unabhängigen Bildungsgewerkschaft (UBG) organisierten Marsch hatten sich am späten Vormittag rund 200 Lehrer angeschlossen. Die UBG rechnete aber mit einem Vielfachen davon, wenn Kollegen nach den Versammlungen an den Schulen zu der Gruppe stoßen werden. Bei der Kundgebung in Feldkirch soll über einen unbefristeten Streik nach Ostern abgestimmt werden. Auch Schülervertreter hatten sich aus Solidarität zu der Versammlung angemeldet.
In der Steiermark wurden die AHS-Lehrer im Rahmen des Aktionstages flächendeckend aktiv. Für die meisten steirischen AHS-Schüler hatte das einen im Durchschnitt um zwei Stunden verspäteten Schulanfang bzw. ein verfrühtes Unterrichtsende zu Folge. In den Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) gab es teilweise schon am Dienstag Versammlungen bzw. fanden auch am Mittwoch Schulgemeinschafts-Ausschüsse statt. An der Aktion beteiligten sich insgesamt 105 Schulen. Während man den Schülern zumeist für diesen Zeitraum freigegeben hat, haben einige Schulen die Jugendlichen auch direkt in die Diskussion eingebunden. So wurde im BORG Deutschlandsberg parallel zur Dienststellenversammlung ein Schülerparlament einberufen, in dem die Schüler die Folgen der Stundenreduktion diskutierten.
Das Stimmungsbild unter den Lehrern der AHS wurde auf Anfrage der APA von den steirischen Direktoren und Administratoren von "frustriert" bis "resignativ" wiedergegeben. In den meisten Fällen wurde zwar betont, dass die Stundeneinsparungen durch Pensionierungen personell abgefedert werden könnten. "Für bestimmte Fachgruppen wird es allerdings kaum noch Spielraum geben", so Alfred Werner, der Administrator eines der größten Gymnasien der Steiermark, dem BG Oeverseegasse in Graz.
(Forts.) cm/ami/ha/aku
APA349 2003-04-09/13:00
091300 Apr 03
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